Was ist eigentlich integral?

Veröffentlicht am 22.08.2016 von Susanne Braack
Integral hört sich für mich erstmal ein wenig unsexy und nach Vollkornbrot an. Dahinter steckt allerdings jedoch eine tief schürfende Weltsicht, die auf Ken Wilber und Clare Graves zurück geht: In der integralen Lebenspraxis geht es um körperliche Gesundheit, emotionale Ausgeglichenheit, geistige Klarheit und spirituelles Erwachen = Life Balance.

Das Konzept der integralen Weltsicht geht davon aus, dass Menschen ab dem Zeitpunkt der Geburt eine Reihe von Wachstums- oder Entwicklungsstufen durchlaufen. Dabei unterscheidet man Entwicklungsstufen des I. und II. Ranges. Der Entwicklungssprung  vom I. zum II. Rang wird von dem Entwicklungsforscher Clare Graves sehr große Bedeutung und Tragweite beigemessen.

Der Sinn einer integralen Lebenspraxis ist genau dieser Sprung vom I. zum II. Rang. Aus der Sicht der zweiten, integralen Entwicklungsstufe beginnt das Leben und das gesamte Universum Sinn zu machen.

„Auf den integralen Entwicklungsstufen beginnt das ganze Universum – die eine Welt – zu erscheinen, eine einzige, vereinte  integrierte Welt, die nicht nur unterschiedliche Philosophien und Ideen über die Welt vereint, sondern auch unterschiedliche Praktiken für Wachstum und Entwicklung.“ Ken Wilber

Integrales Leben ermuntert Interessierte täglich dem Körper, dem Geist, dem Verstand und dem Schatten Aufmerksamkeit zu schenken. Dies muss nicht unbedingt mit einem großen Zeitaufwand verbunden sein. Der Körper kann über gesunde Ernährung und Bewegung  genährt werden. Der Geist kann mit kurzen Meditationen und Achtsamkeit geschult werden. Der Verstand wird durch Lernen, neue Aufgaben, den Beruf und neues Wissen gefordert und trainiert. Wir bringen Licht in unseren Schattenbereich, wenn wir uns bewusst mit Situationen, die unseren Unmut hervorrufen oder Menschen, die uns „die Knöpfe drücken“ auseinander setzen und durch die Bewusstwerdung Konflikte vermeiden und  dadurch freudvoller und entspannter durch das Leben gehen können.

Zum Thema Schatten und auf welche Art und Weise wir Licht in diese Schattenwelt bringen können demnächst mehr.

Der Schatten – in der integralen Lebenspraxis

Da wo Licht ist, ist auch Schatten. Da jeder von uns viel Licht in sich trägt, gibt es auch einen Schatten in uns. Damit bezeichnet man im integralen Lebensbild verborgene Teile unseres Bewusstseins – oder besser Un-bewusstseins, denn das intrinsische ist, dass der Schatten aus dem Unbewussten heraus wirkt. Erst wenn, wir uns dem Verborgenen oder Abgespaltenen widmen, bringen wir Licht in diese Schattenwelt und erfahren wach und bewusst, in welchen Bereichen dieser wirkt und können diese ausgegrenzten Anteile von uns wieder zurückholen – integrieren. Der Begriff des Schatten kommt aus der Psychologie von C.G.Jung, er verstand darunter den unbewussten Anteil unserer individuellen und kollektiven Psyche.

Wie bemerke ich einen Schatten?

Gibt es etwas, was Dich nur mit einem Wort auf die Palme bringen kann?  Eigenschaften bei anderen Menschen, die Du hochgradig verurteilst – oder auch übermäßig bewundere? Kennst Du Kräfte oder Menschen, mit denen Du auf keinen Fall etwas zu tun haben möchtest? Etwas, was Dir immer wieder passiert? Bestimmte Menschen, die  Dir immer wieder über den Weg laufen? Etwas, was Dich immer wieder sehr ärgerlich oder sehr traurig macht, neurotische Angewohnheiten. Da wo, viel negative, verurteilende und bewerte  Energie „drauf ist“ , lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen oder in den Keller J.

Wenn etwas wahnsinnig nervt und der Rechthaber in Dir einfach Recht hat ;-) (mit dem Fuß aufstampfend)! Schlicht Dir  etwas einfach die Knöpfe drückt, dann lohnt sich der tiefere  Blick.

Warum sich der Schattenarbeit überhaupt widmen?

Man könnte ja sagen, da der Schatten sowieso abgespalten ist und ich ihn nicht bemerke, warum soll ich mich dann mit ihm auseinandersetzen?

Wenn die bewusste Auseinandersetzung mit dem Schatten Früchte trägt, fühlen wir uns innerlich klarer, vollkommener,  kraftvoller im Leben angekommen. Der unbewusste Kampf mit den abgespaltenen Anteilen in uns, raubt Lebensenergie und damit letztlich auch Gesundheit. Es kostet viel Energie, etwas zu verbergen. Unsere Entscheidungen werden freier. Wir können agieren und gestalten statt zu reagieren und zu verteidigen.

Schattenarbeit bringt diese Energie ins Fließen und damit steht diese  für Wachstum, Transformation, Lebensenergie und – freude zur Verfügung steht.

Es ist ein sensibles Terrain sich der Welt der Schatten anzunähern. Es gibt verschiedene Werkzeuge, die uns unterstützen, Licht in die Schattenwelt zu bringen. Ich persönlich setze mich gerne hin,  werden still und spüre nach, wenn mir eine  „Laus über die Leber“ gelaufen ist, so dass ich dem Gefühl komplett meine  Aufmerksamkeit schenke und zurück verfolge, in welchem Moment meine Stimmung sich verändert hat. Hier möchte ich zwei hilfreiche Methoden zur Schattenintegration vorstellen:

3-2-1 Schatten-Prozess

Dieser Prozess geht auf Ken Wilber zurück und arbeitet mit einem Perspektivwechsel, um Projektionen erkennen zu können und sie wieder in bewusstes Gewahrsein zu integrieren.

Zu Beginn suchst sucht man sich ein Thema aus, einen Menschen, der einen ärgerlich macht oder eine schwierige Situation oder auch eine körperliche Empfindung. Wichtig: Schattenmaterial kann positiv oder negativ sein.

Zuerst fallen uns meist negative Situationen ein. Doch auch positive Umstände können uns hypersensibel machen, so dass man geblendet ist von Situationen oder diese permanent idealisiert oder gar besessen ist.

3 – sich damit konfrontieren

Wenn du dein Thema gefunden hast, nimmt man sich Zeit, um in Ruhe zu schauen, was stört mich eigentlich, was macht mir an dieser Person oder diesen Umständen zu schaffen. Es geht darum in der dritten Person lebhaft zu beschreiben, was dich stört. Möglichst genau und detailliert. Sprich alles aus.

z.B. Max ist selbstsüchtig und geht über Leichen, dabei übersieht er… Dieses Thema  nun genau beschreiben: Max denkt nur an sich und nicht mal seine Eltern hat er zu Weihnachten besucht. Er ist so fokussiert auf seinen Job und seine Gewinne.

2 – damit sprechen

Nun beginnst du einen Dialog mit der Person, dem Thema zu führen. Du sprichst in der zweiten Person, also das Thema direkt an („du“). Du trittst in eine Beziehung mit dem Thema und kannst Fragen stellen: Woher kommst du? Was willst du von mir? Wer/was bist du? Hast du ein Geschenk für mich dabei? Lass dich von den Antworten überraschen!

Z.B. Max, warum denkst du nur an dich und kümmerst dich so wenig um andere – und auch um mich? Warum hast du nicht mal deine Eltern besucht? Gibt dir der Job so viel? Du schaust gar nicht mehr links und rechts, fehlt dir gar nichts?

(Mögliche) Antwort: Ich habe es so gelernt und kenne es nicht anders, ich habe Angst anzuhalten und will meine Ziele erreichen, damit meine Familie gut abgesichert ist.

1 – es sein

Im dritten Schritt geht es darum zu der Person, der Störung, dem Thema zu werden. Sprich aus der Ich-Perspektive (mir, mein, mich). Sieh die  Situation aus der Perspektive der Störung inklusive dich selbst. Erlaube dir ggf. Gemeinsamkeiten zu entdecken und wirklich zu spüren, dass sie der/die/dasselbe sind. Das fühlt sich nicht unbedingt schön an oder gar falsch an… doch probiere es aus, denn irgendwas zeigt sich immer oder macht dich auf etwas aufmerksam oder nimmt die Last der Verurteilungen und führt zu innerem Frieden.

Z.B. Mir fehlt der Kontakt zu dir, Max. Ich kann nicht so fokussiert sein wie du… ich hätte auch gerne so viel Energie wie du und vernachlässige meine persönlichen Befürfnisse zurzeit sehr.

Um den Prozess abzuschließen und das Thema zu integrieren, ist es sinnvoll das Erforschte zu integrieren, nicht nur auf einer mentalen und abstrakten Ebene sondern auf allen Ebenen des Seins, indem wir es fühlen und wirken lassen und einbeziehen.

The Work nach Byron Katie

Die 4 Fragen, die (Deine) die Welt verändern können. Stelle  Dir diese 4 Fragen, wenn Du ein bestimmtes Thema hast, dass Dir Schwierigkeiten bereitet.

  1. Ist es wirklich wahr?
  2. Kann ich wirklich wissen, ob es wahr ist?
  3. Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken denke?

(Sehe ich einen Grund mich von diesem Gedanken zu verabschieden und es steht mir frei dies zu tun oder nicht…)

  1. Wie oder wer würde ich sein ohne diesen Gedanken?

Beispiel: Max ist selbstsüchtig und kümmert sich gar nicht um mich.

  1. Ist das wirklich so, dass Max selbstsüchtig ist und sich gar nicht um mich kümmert?
  2. Kann ich wirklich wissen, ob Max selbstsüchtig ist und sich gar nicht um mich kümmert?
  3. Wie fühlt es sich in mir an, wenn ich diesen Gedanken denke. Öffnet er Türen? Wie fühlt es sich körperlich an? Habe ich die Freiheit mich von diesem Gedanken zu verabschieden?
  4. Ich fühle mich erleichtert, wenn ich diesen Gedanken nicht folge. Vielleicht spreche ich Max das nächste Mal an, wenn ich ihn treffe.

Und zum Schluss  der Clou von The Work: Die Umkehrung des Gedanken oder Themas:

Ich bin selbstsüchtig und kümmere mich gar nicht um mich. (Mit welchem Gefühl ist die Umkehrung verbunden? Gibt es einen Funken Wahrheit darin? Gibt es eine neue Erkenntnis für mich?)

Viel Spaß beim Experimentieren!

 

Ho’oponopono - Die Kraft der Vergebung

Ho’oponopono  ist ein kraftvolle s  und hoch karätiges Vergebungsritual mit den Wurzeln auf den Hawai’ianischen Inseln. Wörtlich übersetzt bedeutet es etwa so viel wie etwas wieder in Ordnung, in Harmonie bringen, sich um etwas kümmern.

Es ist ein Weg der Konfliktlösung und kann natürlich auf verschiedenen Ebenen eingesetzt werden. Die Hawaiianer gehen davon aus, dass es keine Trennung gibt und wir einander wie Spiegel sind.

Jeder trägt die volle Verantwortung für sein Handeln. Jeder trägt die Verantwortung dafür, was das Verhalten eines anderen in uns auslöst und wie wir darauf reagieren.

Im klassischen Ho’oponopono Ritual werden häufig  folgende Sätze verwendet:

Ich liebe dich - Es tut mir leid - Bitte verzeihe mir - Danke

Es gibt verschiedene Varianten dieses Rituals, z.B. auch für Konflikte in der Familie  oder in Gruppen:

Dabei bekommt jeder Redner eine Redezeit und kann alles sagen, was für ihn/sie mit dem Thema zusammen hängt. Wenn jeder gesprochen hat, wird eine Pause gemacht. Danach wird ein Gebet gesprochen und eine Frage zu dem Thema formuliert. Danach macht jeder einen Lösungsvorschlag. Danach wird umgesetzt, was naheliegend ist. Dies kann die Vergebung selbst oder ein weiteres Gebet, eine Zeremonie sein. Danach wird die Sache dem Universum übergeben und sie ist erledigt. Dies drückt das Wort „oki“ im hawaiianischen aus.

In Europa ist das Ho’oponopono zu einem ausgeweiteten Ritual geworden und teilweise sehr formell und wird in mehrtägigen Kursen gelehrt und weiter gegeben.

Für die Hawaiianer ist die Kraft der Vergebung etwas ganz natürliches, Teil ihres Lebens, wie Tani, eine native Hawaiianerin uns auch bei unserem diesjährigen Besuch auf den Inseln berichtete. F

rüher als es noch Großfamilien gab, wurde z.B. beim Abendessen, wenn die Familie sich traf, alles besprochen. Alles kam sozusagen auf den Tisch und wurde geregelt. Wenn etwas ungesagt im Raum stand, ergriff die Großmutter (Tutu) die Initiative und sprach die betreffende Person direkt an. So gesehen wurde jeden Abend ein reiner Tisch zurückgelassen…

Unser Kahuna Freund Kalani auf Big Island nimmt wird sich auch jeden Abend

Zeit, um zu schauen, ob es etwas oder jemandem zu vergeben gibt.

Dazu gehört auch, sich selbst zu vergeben.

Wir sollten niemals die Kraft der Vergebung unterschätzen. Unausgesprochene Worte, ungelöste Konflikte  zerren subtil an unserer Kraft und rauben uns Energie.

Vielleicht ist dies ein guter Moment nach innen zu schauen, ob es in Dir Ungelöstes oder Ungesagtes gibt. Gibt es  Menschen, denen Du nicht verzeihen kannst? Wie ist es, vor sich selbst ganz still und ehrlich, zu schauen und sich dann über das Vergeben die gebundene Energie zurück zu holen.

Auch, wenn es manchmal komische  Blüten treibt und bizarre Formen annimmt, wir sind alle nur Menschen und wollen in jedem Moment das Beste und vor allem eins – Liebe. Letztendlich handeln wir immer aus Liebe. Und sogenanntes Böses ist nicht gesehene, nicht gewürdigte Liebe. Ich weiß, das ist groß…